Blutorangengeist (BIO)

Morgens um fünf herrscht auf dem sizilianischen Bergplateau noch Nebel. Dann kommt der Wind vom Ätna, küsst die Nacht kalt, und die Moro-Blutorange antwortet mit Anthozyane – dunkelrot, fast schwarz gefleckt. Genau in diesem Fenster, drei Tage nach der Frostnacht, kauft unsere Brennerei die Früchte: nicht lange haltbar, dafür aromatisch übersatt. Wir pressen Schale und Fruchtfleisch getrennt, mazerieren die Maische innerhalb von 24 Stunden, damit keine Bitterstoffe aus der Albedo erwachen. Danach folgt eine zweifache Destillation im Kupferkessel: erste Runde für Volumen, zweite Runde für Selektion – nur das Herz landet im Glas. Was bleibt, ist ein 40-prozentiger Blutorangengeist, der sich nicht hinter Zucker versteckt: blitzsaftige Blutorangen-Note, rote Grapefruit, ein Hauch Bitterkeit aus der Schale, danach warme Blütenhonig-Süße und ein mineralischer Abgang, den man sonst nur von Vulkanweinen kennt. Trink ihn bei 18 °C aus einem Burgunderglas – er öffnet sich langsam, entfaltet dunkle Beeren und einen Hauch Basilikum, als hätte jemand das sizilianische Frühstück kurz verflüchtigt.

Passt zu geräucherter Ente, dunkler Schokolade oder einer leichten Zigarre aus Kamerun. Oder schenk ihn an jemanden, der meint, Orangen wären nur zum Saftpressen da. Dann weiß er es besser. Kleine Chargen,  – keine zugesetzten Aromen, keine Farbstoffe, kein Zuckerzusatz. Nur die rote Seele der Insel, destilliert in der Feingeisterei.